Die Vorgehensweise in der Serien-Entwicklung von komplexen Produkten ist oftmals ähnlich. Am Anfang steht eine Konzeptphase, am Ende der Serienanlauf gefolgt vom Produktionsstart. Die mittlere Entwicklungsphase verläuft wiederum in Schritten, in denen die Qualität der Komponenten reift bis zur sogenannten Serienreife. Entwickler konstruieren in dieser Phase, sie testen, konstruieren weiter und testen erneut, bis das Ergebnis für die Serie taugt. Bei einfachen Produkten geht das schneller, bei sehr komplexen Produkten mit neuen Funktionen dauert es länger. Grundlegend neue Technologien werden gern in Vorentwicklungen bearbeitet, bevor sie für eine Serie konkret eingeplant werden.
Im Beispiel Automobil geht es dabei um Serienstückzahlen von einigen hunderttausend pro Jahr. Die Entwicklung und Produktion eines neuen Fahrzeugtyps erfordert Milliarden-Investitionen, darum verlangen die Hersteller abgesicherte Prozesse. Für Lieferanten verläuft die Entwicklung etwa über 2 bis 3 Jahre. Sie fügen sich in die Prozesse der Hersteller ein.
Im professionellen Entwicklungsprozess laufen viele Aktivitäten zeitlich parallel. Tests von Musterteilen der jeweiligen Entwicklungsstände sichern die einzelnen Schritte ab. Frühe Testergebnisse mit A- und B-Mustern nehmen Einfluss auf nachfolgende Entwicklungsschritte. Der Entwicklungsreifegrad steigt mit jedem neuen Musterstand – sollte zumindest.
Dieses Beispiel bezieht sich auf Serienprodukte in die komplexe Kunststoffteile verbaut sind. Es könnte sich dabei um ein Lenkradschaltermodul handeln. Oder um ein zentrales Steuergerät mit zahlreichen Steckeranschlüssen. Oder eine andere komplexe Baugruppe, die ein spezialisierter Komponentenhersteller entwickelt und für die Serie produziert.
In regelmäßigen Gesprächen stimmen sich die Entwicklungspartner ab. Dabei können teilweise alle 4 Partner aus dem o. g. Beispiel am Tisch sitzen und jeweils über ihre aktuellen Themen berichten. Meist werden 2 bis 3 der Partner in engeren Zeitabständen je nach Bedarf zusammenkommen und über Testergebnisse, Messungen oder Probleme berichten und ggf. gemeinsam nach Lösungen suchen. Oder einfach ihre aktuellen Musterstände vorstellen.
Mit der FMEA begleitet eine Qualitätssicherungsmaßnahmen den Entwicklungsprozess. Die FMEA ist Standard in der Automobilindustrie. Es ist ein Verfahren, um möglichst früh in der Entwicklung Schwachpunkte zu entdecken. Musterteile und Tests von Musterteilen sind wichtige Bestandteile dieser Analyse.
Allgemein wird ein sehr hoher Aufwand getrieben, um die Qualität der Entwicklungsprozesse zu sichern. Der VDA (Verband der Automobilindustrie) stellt umfangreiche Regelwerke dafür bereit, damit alle Beteiligten nach möglichst gleichen Regeln entwickeln und eine gemeinsame Sprache dafür verwenden. Diese Regelwerke sind leider sehr umfangreich. Aber es ist eben auch ein komplexes Geschäft.